Blutegel (hirudo verbana, hirudo medicinalis, hirudo orientalis ...)

Wie der Name schon sagt füttert man Blutegel mit Blut. Das Blut wird vom Egel in seinen Magenblindsäcken gespeichert und dort mit Bakterien zersetzt. Was übrig bleibt wird ausgeschieden. Das sieht dann entweder dunkelrot aus oder schwarz.

Kann ich meine Egel immer wieder an mir füttern?

Ich mag hier weder Ja noch Nein schreiben. Ich erzähl stattdessen wie wir es machen. Wir haben alle unsere Egel seit Jahren und füttern sie in Zyklen an uns selbst. Wir hatten noch nie Probleme durch das erneute Füttern. Da es inzwischen sehr viele Egel sind, füttern wir andere Gruppen mit aufgetautem Blut.

In der mir bekannten Fachliteratur gibt es keinen einzigen Fall, der nachweislich von einer Krankheit spricht, die durch einen Egel übertragen wurde. Bei "sachgemässen gebrauch" (also den Egel nicht drücken, wegreissen, ziehen) saugt das Tier ohne altes Blut in die Wunde zu erbrechen. Der gebissene kommt also nicht mit dem Blut in Kontakt das der Egel vorher gefressen hat.

Da auch wildgefangene Egel vertrieben werden, ist logischerweise anzunehmen, dass diese Tiere schon vorher Blut gefressen haben. Diese Wildfänge werden für eine bestimmte Zeit (28-32 Wochen) zwischengehältert. Nach dieser Zeitspanne kommen sie dann an den Patienten. Die logische Schlussfolgerung daraus kannst du selbst ziehen ;)

Warum werden Egel danach eingefroren, wenn man sie doch nochmal "benutzen" könnte?

Weil Egel als medizinisch kontaminierter Sondermüll gelten und da ist das Gesetz eindeutig. (Und genau hier wollen wir von Leechylove langfristig ein Umdenken schaffen!)

Was kann passieren, wenn ich meine Egel mit meinem Partner tausche?

Kann ich die Tiere nehmen, die vorher an meinem Hund waren?

Im Prinzip ist es wie oben beschrieben. Wir nehmen unsere Egel immer wieder selbst. Also meine Gruppe frisst an mir, die Gruppe meines Mannes bekommt immer sein Blut. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass es "meine" Egel sind. Man baut im laufe der Zeit einfach eine bestimmte Beziehung zu den Tieren auf. Es fühlt sich auch so an als würden die Tiere "ihren" Wirt erkennen. Vielleicht ist es Einbildung - aber auch andere Egelhalter bestätigen dieses Phenomen.

Was kann passieren, wenn ich Egel an mir füttere?

Bei manchen Menschen kommt es zu einer Histamin-reaktion. Das kann ziemlich anschwellen und furchtbar jucken. Hier siehst du ein Bild, wie sowas aussehen kann. Aber ausser, dass es für etwa fünf Tage ziemlich doof ist, hat es sonst keine negativen Folgen. Die Egelwirkung ist trotzdem da.

Histaminreaktion: Nach etwa 24 Stunden Juckreiz, Anschwellen der Region, überhitzung und Austreten von Wundwasser aus den Bissstellen. Ab dem dritten bis vierten Tag erreicht die Schwellung und der Juckreiz seinen Peak. Ab dann schwillt die Region wieder ab. Nach etwa sechs bis sieben Tagen ist alles wieder beim Alten.

Es handelt sich dabei um keine bakterielle Infektion. Auch wenn es wirklich heftig aussieht, ist es weder eine Blutvergiftung noch eine Entzündung. Antibiotika würden hier nicht helfen. (Wenn du dir unsicher bist, geh aber zum Arzt, jeder Mensch ist individuell und eine Internetseite ersetzt keine Konsultation).

Bakterielle Infektion: Ja auch das gibt es. Im Gegensatz zur Histaminreaktion breitet sich eine Rötung schnell aus. Es kommt zur Eiterbildung an den Bissstellen und die Lymphknoten können anschwellen Die Bakterien im Egel sind für Menschen mit normalen Immunsystem weitestgehend ungefährlich. Ich persönlich kenne einen einzigen Fall in all den Jahren, wo es zu einer Entzündung nach Egelbiss gekommen ist. Und da weiss ich bis heute nicht, ob es durch den Biss oder durch eine unsaubere Wundbehandlung entstanden ist.

Gefährlich sind die Bakterien übrigens für Menschen die Immunschwach sind oder Immunsupressiva nehmen. Auch Amputationspatienten sind bei einer Durchblutungsanregenden Therapie durch Egel gefährdet. Ein normales Breitbantantibiotikum deckt die Baterien im Egelspeichel nicht ab. Es muss also spezifisch behandelt werden.

Vernarbung der Bissstelle: Obwohl die Egelzähnchen (Beziehungsweise die Mandibel die mit hunderten kleiner Zähnchen besetzt sind) sehr klein. Das hinterlässt wenig bis keine Narben. Dennoch kann es je nach Stelle tatsächlich kleine "Mercedessterne" geben. So sieht der Biss eines Egels nämlich aus. Du erkennst es auf dem Bild ganz gut. Dort ist der Biss in einem Tattoo und hat tatsächlich zu einem Verschwinden der Farbe geführt.

Wiederkehrendes Anschwellen der alten Bisse: Bei wenigen Menschen kommt es zu Narbenreaktionen. Dabei schwillt z.b. bei Wetterwechsel die Bissstelle geringfügig an und kann auch jucken. Das ist zwar störend aber unbedenklich. Meist passiert das wenn man schon auf den Egelbiss reagiert hat und der Körper durch Histaminausschüttung starke Anzeichen gezeigt hat.

Nachblutung: Ein Egelbiss kann bis zu 48 Stunden nachbluten! Die meisten geben es mit 24 Stunden an, jedoch kenne ich mehrere Fälle in dem die Nachblutezeit weit über 30 Stunden lag. Vergiss also nicht einen guten Verband anzulegen, der so fest sitzt, dass nichts rausläuft. Eine saugfähige Unterlage (Bettschutzeinlage) ist auch ein gutes Mittel der Wahl. Die Nachblutung kann durchaus die selbe Menge betragen, wie das, was der Egel getrunken hat.

Am Bild siehst du meinen Fuss am "Tag danach".

Schmerzen durch den Biss: Es zwickt eigentlich nur ;) Natürlich ist es an manchen Stellen schmerzhafter als an anderen. Aber der Egel gibt recht schnell eine Schmerzlindernde Substanz und die Bissstelle ab. Das hat den praktischen Vorteil, dass man viel weniger spürt und höchstens ein ziepen fühlt. Bitte reiss den Egel niemals ab! Auch wenn es unangenehm ist oder sich merkwürdig anfühlt. Wenn du einen Egel wegreisst kannst du nicht nur ihn verletzen, sondern auch dich. (Zahnplatte könnte stecken bleiben, das Tier könnte sich übergeben und unnötig viele Bakterien in die Wunde verteilen.)